Über den Umgang mit pubertierenden Türen
von Rudi Birkenstock, BBV Erkrath
Kaum ist unser Bus 4 Jahre alt geworden und damit, aufs Autoleben bezogen, in die Pubertät gekommen, macht er vermehrt das, was Eltern mit Jugendlichen auch oft erleben: er zickt! Dieses Zicken trifft uns an einer empfindlichen Stelle: der Tür. Ohne Tür kein Ein- und Ausstieg der Fahrgäste, ohne Fahrgäste kein Umsatz, ohne Umsatz kein BB-Betrieb!
Also musste ein Facharzt her, weil unser Hausarzt (unsere Stammwerkstatt) nur mit den Schultern zuckte. Gesagt – gesucht – gefunden: eine Bus-Fachwerkstatt in Essen. Das bedeutete zwar auch Bus-Ersatzverkehr, aber dieses Problem halfen uns unsere Kettwiger Kollegen leicht zu lösen.
Der Abschlussbericht der Werkstatt besagte: Türen neu eingestellt, Sensoren neu sensibilisiert, Probefahrt auf Rüttelstrecke, zigfaches Öffnen und Schließen – alles in Ordnung.
Am nächsten Tag wies mich Kollegin Sabine bei der Ablösung schon darauf hin, dass die Tür wohl immer noch nicht so recht in Ordnung ist, wie es sein sollte. Daraufhin habe ich bei meiner ersten A/B-Runde die Tür (genauer betrachtet: ihren Schalter) besonders liebevoll gedrückt. – Nach 60 Minuten - alles wunderbar!
In der zweiten A-Runde an der HS Taubenstraße verweigerten Schalter und Tür jedoch jegliche Zusammenarbeit. Ich musste alle Fahrgäste mithilfe der Nothebel in die Freiheit entlassen. Zufällig hatte ich auch keinen Gast für Kalkum oder weiter. Ich habe daraufhin an der HS Taubenstraße mindestens 5 mal versucht, den Schließmechanismus wieder zu versöhnen – ohne Erfolg. Da ich die Tür nicht mehr fest verschließen konnte (ich konnte sie nur zudrücken, dann „schlabberte“ sie aber immer noch und arretierte nicht), musste ich den FG, der doch noch dazu kam, wieder hinauskomplimentieren. Ich habe dann die B-Runde für gestorben erklärt und bin mit offener Tür wie ein Paketdienst zu unserer Werkstatt gefahren. Dort hat man alle Sicherungen überprüft und für i.O. befunden.
Von dort habe ich nun meinen Chef angerufen, in der Hoffnung, er sei mit dem Kettwiger Bus noch unterwegs und könnte spornstreichs zurückkommen. Leider war der Leihbus aber schon abgegeben.
Schließlich bin ich vom Hof gefahren, habe in der Schubertstraße nochmals gehalten, den Motor ausgemacht und nach 10 Sekunden wieder gestartet. Und, oh Wunder! Die Türen nahmen ihren Dienst wieder auf als ob nichts gewesen wäre und auch das Kontrolllämpchen am Schalter leuchtete mich geradezu hämisch an.
Die dritte und vierte A/B-Runde verliefen ohne Problem, allerdings vielleicht nur durch meine Sonderbehandlung, die ich Dietrich als meiner Ablösung sofort und auch Euch jetzt verrate:
- den Schalter geradezu dezent drücken und festhalten,
- die Augen schließen und beten,
- bei Türgeräuschen mit einem Auge blinzeln,
- wenn sich beide Flügel bewegen den Schalter loslassen.
- Vor der Abfahrt die gleiche Prozedur.
- Wenn sich gar nichts rührt (rotes Schalterlämpchen ist aus), Motor aus, Schlüssel abziehen,
- bis 17 zählen, aber leise (sonst hält man uns für bekloppt), starten...
Die mittlerweile zu Rate gezogenen Fachleute bestätigen, dass man den Schalter nicht nur kurz antippen darf, weil die Stellmotoren nicht parallel, sondern nacheinander geschaltet sind. Und wenn sich per Impuls nur ein Flügel öffnen will, kommt die empfindliche Elektronik wohl ins Schleudern.
Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen, ohne erneut mit offener Tür fahren zu müssen. Schließlich fahren wir Männer ja auch nicht mit offener Hose..
>